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bei der LAG Täter-Opfer-Ausgleich in Baden-Württemberg

Professionelle Mediatorinnen und Mediatoren beraten und begleiten geschädigte und beschuldigte Personen in einem geschützten Rahmen bei der Konfliktaufarbeitung und der Entwicklung tragfähiger Konfliktlösungen.

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Aktuelles aus der Landesarbeitsgemeinschaft

"Respekt"

 

Seit 2017 gibt es bei den Ambulanten Maßnahmen der Jugendhilfe im Strafverfahren des Jugendamtes Stuttgart das Diversionsangebot „RESPEKT!“. Es wird durchgeführt von den Mitarbeitenden der Straffälligenhilfe, die eng mit der Jugendsachbearbeitung der Polizei und der Staatsanwaltschaft im Haus des Jugendrechts zusammenarbeiten.

 

Geschichte

 

Bereits 2015 beklagte die Staatsanwaltschaft im Haus des Jugendrechts, im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, die hohe Zahl an Anzeigen gegen junge Menschen, die das Personal der Polizei beleidigt hatten. Die beteiligten Staatsanwältinnen und Staatsanwälte waren der Meinung, die Auferlegung von Geldzahlungen oder gemeinnützigen Arbeitsleistungen seien kein geeignetes erzieherisches Mittel, wie im Jugendgerichtsgesetz gefordert, um weiteren Straftaten entgegen zu wirken. Auch wir waren der Meinung, es sei sinnvoller sich mit der Tat auseinanderzusetzen und über einen Dialog mit Polizistinnen und Polizisten einen Perspektivwechsel bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu bewirken. Darum waren wir gerne bereit, ein Angebot mit zu entwickeln, dass die Begegnung von Jugendlichen und Polizei ermöglicht. Nach intensiven Diskussionen mit und auch innerhalb der Polizei, konnte 2016 ein Konzept für das Angebot erarbeitet werden. Die Zusammenarbeit mit der Polizei war dabei sehr fruchtbar und unkompliziert. Wir hatten damals die Idee, es könne während des Angebots ein Rollenspiel mit vertauschten Rollen stattfinden. Allerdings waren wir unsicher, wie die Beteiligten Personen der Polizei darauf reagieren würden. Beim ersten Treffen, bei dem es um die konkrete Inhaltliche Ausgestaltung des Angebots ging, hatten die Vertreterinnen und Vertreter der Polizei genau dieselbe Idee und es war leicht ein Kurrikulum für das Angebot zu vereinbaren. 



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Zugang 

 

„RESPEKT!“ ist für junge Menschen geeignet, die zwischen 14 und 21 Jahre alt sind und zum ersten Mal eine Straftat zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und Beamten verübt haben. Hierbei geht es ausschließlich um Beleidigungen und passiven Widerstandshandlungen. In der Regel werden die jungen Menschen direkt durch die Staatsanwaltschaft zugewiesen. In Ausnahmefällen ist auch eine Zuweisung durch das Gericht möglich. 

 

Ablauf 

 

· Vorgespräch 

Die jungen Menschen werden hierzu einzeln eingeladen. Der Termin dient zur Orientierung über das Angebot und zur Reflektion des Vorfalls. Zentral ist hierbei die Frage nach den Anteilen der Verantwortung für die Straftat. Außerdem gibt es die Möglichkeit offene und allgemeine Fragen an die Polizei bezüglich deren Arbeitsweise zu formulieren. 

· 1. Gruppenabend 

Hierzu werden 8 bis 14 junge Menschen eingeladen. Es sind in der Regel ein bis zwei Polizeibeamtinnen oder Beamte, die Jugendsachen bearbeiten und zwei weitere, die ihre Erfahrungen aus dem Streifendienst in die Gespräche einbringen können. Wir moderieren den Abend zu zweit. Der Dialog zwischen dem anwesenden Personal der Polizei und den jungen Menschen steht im Mittelpunkt. Die Diskussion findet auf Augenhöhe statt. Sowohl den Belangen der jungen Menschen, als auch deren der Polizei wird Raum gegeben. Aufgelockert wird der Abend durch einen Film. Als Kernstück betrachten wir das oben erwähnte Rollenspiel, bei dem Polizei und Jugend ihre Rollen tauschen. Dieser praktisch umgesetzte Perspektivwechsel ist für alle Beteiligten sehr eindrücklich und hat eine Nachhaltige Wirkung. 

 · 2. Gruppenabend 

Zu diesem laden wir ausschließlich die jungen Menschen ein. Dieser Abend dient zur Reflektion des ersten Gruppensettings. Behandelt werden Fragen bezüglich der Atmosphäre und der Kommunikation zwischen Jugend und Polizei: Habe ich mich verstanden gefühlt, wurde eine verständliche Sprache gewählt, waren die Statements ehrlich, wurde ich ernst genommen, habe ich mich wohl gefühlt, … Außerdem wird darüber gesprochen, ob es eine Veränderung in der Einstellung gegenüber der Polizei gab und wenn ja, ob dies eine Veränderung des zukünftigen Verhaltens im Kontakt mit der Polizei zur Folge haben wird.

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Entwicklung von „RESPEKT!“ und Zahlen 

 

Die ersten Durchgänge konnten 2017 stattfinden. 2018 war die Durchführung erschwert. Einerseits wurde der Einzugsbereich zusätzlich zum Amtsgerichtsbezirk Bad Cannstatt um den Amtsgerichtsbezirk Stuttgart erweitert, zum anderen wurde der Katalog der Zugangsberechtigungen neben den Beleidigungen um Delikte passiven Widerstands erweitert. Dies, in Kombination mit dem Wegfall von 25% Stellenanteil, sorgte für Schwierigkeiten bei der Durchführung des Angebots zusätzlich zu den originären Tätigkeiten an der Dienststelle. 2019 konnte mit Unterstützung der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaften, für ein Jahr ein 50%iger Stellenanteil geschaffen werden. Das Angebot wurde in diesem Jahr extern evaluiert. 2020 wurde die Regelfinanzierung realisiert. Leider konnten in diesem Jahr wegen Corona nur ein regulärer Durchgang des Angebots stattfinden. Wir versuchten in dieser Zeit zwar „RESPEKT!“ als Einzelsetting anzubieten, dies hat sich aber nicht bewährt und wir stellten es wieder ein. 2021 wurde das Angebot sehr oft durchgeführt. Es gab viele Zuweisungen und aus 2020 waren noch Leute auf unserer Liste. Zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2022 holte uns die Coronakrise erneut ein und es konnten in 2022 nur zwei Durchgänge durchgeführt werden. Wir hoffen, im Jahr 2023 wieder mehr jungen Menschen „RESPEKT!“ anbieten zu können. 

 

Resümee 

 

Es gibt eine große Zufriedenheit aller Beteiligten bei diesem Angebot. Sowohl das Feedback der Jungen Menschen, als auch die Aussagen der teilnehmenden Polizeibeamtinnen und Beamten lassen darauf schließen, dass die erwartete Wirkung, nämlich der jeweils anderen Gruppe ein menschliches Gesicht zu geben, weitgehend erreicht wurde. Viele der jungen Menschen sagten, sie seien froh, dass es ein solches Angebot gebe. Es sei besser sich auseinanderzusetzen und am Ende etwas mitzunehmen, anstatt zu einer sinnlosen vom Vorfall abgekoppelten Strafe verurteilt zu werden. Ein Polizist sagte uns, er halte dieses Angebot für das Wirksamste, dass er in seinem Bereich, der Jugendsachbearbeitung je erlebt habe. Auch die Staatsanwaltschaft zeigt sich mit der Entwicklung von „RESPEKT!“ zufrieden. In den letzten Jahren erreichen uns immer wieder Anfragen aus anderen Landkreisen und Städten, die daran interessiert sind, ein Ähnliches Angebot aufzubauen. Zuletzt hatten wir eine Anfrage aus Berlin. Wir selbst freuen uns „RESPEKT!“ durchführen zu können. Es ist kurzweilig, hat eine erstaunlich breite Zielgruppe und es ist schön zu sehen, wie viel sich innerhalb von drei Terminen entwickeln kann.


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Informationsvideo zum Täter-Opfer-Ausgleich

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